Brücke zwischen Bauhaus und Gaschkai-Teppichen

Die Kunst des Bauhauses ist mit den Namen von Männern wie Walter Gropius, Lionel Feininger oder Mies van der Rohe verbunden. Dabei prägten aber auch zahlreiche Frauen den Bauhaus-Stil entscheidend mit, und zwar im textilen Gestalten. Auf die Spuren dieser „Frauen am Bauhaus“ begab sich Rita Grotowski mit einem Vortrag in ihrer Teppich-Galerie im Rahmen der „Langen Nacht der Kunst“ in Trier am 6. Dezember 2025.

Fotos: Gaby Jacquemoth

Doppel-Ausstellung von Fotos und Teppichen

Der gut besuchte Vortrag war Auftakt zu einer Doppel-Ausstellung (noch bis zum 15. Januar 2026): Der Clou ist hierbei die Kombination einer Auswahl handgefertigter Teppiche und Kelims aus dem Zagros-Gebirge im Süd-Iran, in die alte geometrische Muster eingearbeitet sind, mit 20 künstlerischen Fotos aus dem Bauhaus, gestaltet von den beiden Mitgliedern der Fotografischen Gesellschaft Trier, Eva Sonne-Krings und Richard Krings. In Farben und Formen tritt die klare Architektur des Bauhaus-Stils in Beziehung zum Textildesign der Bauhausweberinnen. Die beiden Perspektiven bilden somit eine gelungene Zusammenschau zweier künstlerischer Gestaltungsformen. Klare Linien, Elemente der Architektur, geometrische Formen und Muster und teils expressive Farben zeigen Kernelemente des Bauhaus-Stiles auf.

Die ausgestellten Teppiche – übrigens auch heute noch ausschließlich von Frauen des Nomadenvolkes der Gaschkai hergestellt – schlagen die Brücke zum Bauhaus und seinen Künstlerinnen. Die verblüffende Nähe dieser traditionsreichen Textilien zu Formen moderner Kunst, die Klarheit der Muster und die Beschränkung auf wenige, starke Farben erinnern an abstrakte Malerei. „Die archaischen Arbeiten der Gaschkai erfüllen auf geradezu mysteriös anmutende Weise wesentliche Ansprüche des Kunst- und Designverständnisses“, so Grotowski. 

Viele Bauhaus-Frauen blieben unbekannt

Frauen hatten zwar schon ab 1920 Zutritt zum Bauhaus; es kamen jedoch so Viele, dass ihre männlichen Kollegen zu starke Konkurrenz sahen und ihnen nur eine Tätigkeit in den Weberei-Werkstätten erlaubten. Mit der Zeit führte die Arbeit der Weberinnen zu einem Entwicklungsschub im Industriedesign und einer künstlerischen Neubewertung der Textilkunst. Im Nationalsozialismus wurde ihre Tätigkeit ab 1933 jedoch eingeschränkt, bis hin den Deportationen und der Ermordung jüdischer Weberinnen in Konzentrationslagern. Andere Mittel waren subtiler, etwa, wenn ihnen die Aufnahme in die Reichskunstkammer verwehrt wurde, was einem Berufsverbot gleichkam. Viele Künstlerinnen emigrierten daher und brachten es in den USA oder der Schweiz später zu Weltruhm. Gunta Stölzl, Anni Albers oder Gertrud Arndt gehörten zu diesen Künstlerinnen, die als Weberinnen, Fotografinnen, bildende Künstlerinnen oder Professorinnen bekannt wurden. Die meisten der Bauhaus-Frauen blieben allerdings unbekannt: „Ein Jahrhundert nach seiner Gründung wird die zentrale Stellung der Bauhaus-Frauen als Studentinnen und Lehrerinnen ebenso wie als Künstlerinnen und Designerinnen noch immer sträflich verkannt”, schreibt die Kunsthistorikerin und Autorin Elizabeth Otto.

Text: Gaby Jacquemoth

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