Künstler der Woche
“Trier ist Heimat”
Quelle: Trierischer Volksfreund vom 13.04.2023
Als „Trier-Fotograf“ ist er aus Ausstellungen, Filmen und Produktionsbeteiligungen bekannt. Seit vielen Jahren ist Wolfgang Raab zudem eine tragende Säule der Fotografischen Gesellschaft Trier. Bis für ihn die Fotografie zur Haupttätigkeit wurde, hatte Wolfgang Raab allerdings bereits jede Menge anderes bewerkstelligt und auf den Weg gebracht. Stillstand ist ohnehin nicht sein Ding. Wer sich mit dem Trierer Unternehmer im Ruhestand unterhält, dem kommt augenblicklich die berühmte Selbstauskunft des griechischen Philosophen Solon in den Sinn: „Älter werde ich stets, niemals doch lerne ich aus“.
Seit Jahren ist Raab im Seniorenstudium der Universität Trier eingeschrieben. Wenn der umtriebige Mann mit dem entschlossenen Auftreten sagt: „Ich will lernen“ dann klingt das wie ein Mantra. Und zwar wie eins, dessen Notwendigkeit ihm Beruf und Lebenserfahrung nachhaltig bestätigt haben. „Wenn man bestehen will, muss man immer dazulernen“, weiß Raab.
Auch dass man den Trierer heute auch überregional als einen eindrücklichen Fotografen schätzt, verdankt sich fraglos nicht nur künstlerischem Talent und einem guten Blick. Ebenso wichtig ist fraglos seine spürbare Freude, und die Bereitschaft, Fehler in Wissenszuwachs umzuwandeln. „Aus Pannen lernt man“, auch das gehört zu Raabs Erfahrungsschatz. Umringt von Gemälden, Fotografien, Filmmaterial, Alben und allerhand notwendigen Gerätschaften sitzt der Fotograf in seinem Arbeitszimmer in Trier-Feyen. Allein der Raum signalisiert, dass sich sein Besitzer hier Foto und Film ebenso ernsthaft widmet, wie allen seinen übrigen Projekten und Aktivitäten. Die sind so zahlreich, dass sie selbst tabellarisch eineinhalb Schreibmaschinenseiten umfassen. Im bayerischen Erlangen, wohin seine Eltern evakuiert waren, wurde Wolfgang Raab 1944 geboren. Zurück an der Mosel besuchte er in Konz die Grund-danach die Realschule. Erstmals gefragt war künstlerisches Gespür bei seiner Ausbildung als Buchdrucker und Schriftsetzer. Nach der Übernahme des elterlichen Betriebs führte der Buchdruckermeister, der bis heute Obermeister der Innung für das graphische Gewerbe im Regierungsbezirk Trier (heute Region Trier) ist, über Jahrzehnte seine eigene Druckerei. Dem Raab Druck Trier verdanken sich so schöne Kataloge wie die über die Trierer Maler Fritz Quant und Januarius Zick, aber auch „Dä Struwelpidder“. die Ausgabe des „Struwwelpeter“ auf Trierisch. Als Trierer Stadtrat wirkte Raab an der Gestaltung der städtischen Kommunalpolitik mit. Umfänglich sind seine ehrenamtlichen Aktivitäten. Erst das Ausscheiden aus dem Unternehmen habe ihm die intensive Beschäftigung mit der Fotografie ermöglicht, erzählt Raab. Auch da überließ der Mann, dem Wissen dringlich ist, nichts dem Zufall. An der Europäischen Kunstakademie in Trier bildete er sich bei Hermann Stamm weiter, dem angesehenen Foto-Künstler, der als Professor an der Bauhaus Universität in Weimar unterrichtet. Mehrfach nahm er an Kursen der Leica Akademie in Wetzlar teil, sowie an einem Video-Workshop der Uni Trier.

Warum ihn die Fotografie eigentlich derart fasziniert? Die Antwort kommt prompt: „Weil man damit die Sachen wachhält“. Überdies sei es sein Interesse an der Kultur und am gesellschaftlichen Leben, die ihn motivierten, zur Kamera zu greifen. Was er sieht, teilt der kommunikationsfreudige Fotograf gerne mit anderen. Seitenlang ist inzwischen die Liste seiner Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen ebenso wie die seiner Filmproduktionen für den Offenen Kanal Trier (OK54), darunter Filme über die Kunst auf dem Campus der Universität Trier, über Motive der Trierer Städtepartnerschaften und vieles mehr. Auch da ist der Fotograf auf der Höhe der Zeit. Seine Filme sind bei You Tube abrufbar. Videos haben die Filme der einstigen Super 8 Kamera abgelöst. Raabs Motive stammen aus aller Welt. So hat er unter anderem eindrucksvolle Foto-Serien über Kuba aufgenommen. Im Zentrum seiner fotografischen Arbeit steht gleichwohl seine Heimatstadt Trier mit ihrem Leben, Monumenten und urbanen Infrastrukturen, ob es nun der Domkreuzgang, St. Matthias, oder die „geheimnisvolle“ Porta Nigra ist oder ob er einfach fragt: „Kennen Sie Trier?“. Der Grund dafür liegt für den Fotografen auf der Hand: „Trier ist Heimat“.
Kontakt: wolfgang.raab@raabdruck.de
Quelle: Trierischer Volksfreund vom 13.04.2023 – Artikel von Eva-Maria Reuther