Ausstellung: “Trier anders” (13 Mitglieder der FGT)

29.11.2007

Ausstellung: “Trier anders” (13 Mitglieder der FGT)

Mit anderen Augen
Fotografische Gesellschaft Trier zeigt “Trier anders”

Von unserer Mitarbeiterin Eva-Maria Reuther

Anders und neu ist immer schwer. Über den alternativen Blick auf die alte Stadt loten die Mitglieder der Fotografischen Gesellschaft Trier die Möglichkeiten der Digitalfotografie aus. Zu sehen sind die so entstandenen Ansichten derzeit in der traditionsreichen Steipe am Hauptmarkt.

Trier anders – die Bildaufgabe ist gleichermaßen spannend wie tückisch. 13 Mitlieder der Fotografischen Gesellschaft Trier haben sich in den vergangenen Monaten damit beschäftigt, einen neuen Blick auf die alte Römerstadt zu wagen. Allesamt gehören die fotografierenden Damen und Herren der so genannten Digitalgruppe der Vereinigung an, einer Gruppe, die sich ausdrücklich den Möglichkeiten und Besonderheiten der Digitalfotografie widmet. Die hat natürlich auch längst in der Trierer Foto Gesellschaft Einzug gehalten, auch wenn das Herz vieler Fotofreunde noch für die Lichtspur der analogen Fotografie schlägt „Die meisten Mitglieder fotografieren inzwischen mit Digitalkameras“, bestätigt Klaus Meis der Vorsitzende der Gesellschaft. Und was er auch weiß: „Der Glaube an die Wahrheit der Fotografie hat sich spätestens mit der Digitalfotografie erledigt“. Die hat ohnehin mit ihren in speziellen Programmen verrechneten Lichtimpulsen mehr von einem Gemälde als von einem Dokument. Auch in Hinblick darauf, dass die anschließende Bearbeitung mit dem Computer der schöpferischen Phantasie einen fast grenzenlosen Raum bietet.

Manch interessanter Blick auf Trier ist den Fotografen gelungen. Technisch sind die Digiprints ohnehin tadellos. Freilich: in vielen Fällen erschöpft sich der andere Blick auf Trier in gängigen Dach- und Gebäudeausschnitten oder in Effekten, die durch die Anwendung spezieller Objektive entstehen. Am konsequentesten hat Margit Neussel das Thema bearbeitet. Die Wittlicherin hat Fassaden am Petrisberg fotografiert, auseinander geschnitten und zu neuen abstrakten Bildern zusammengesetzt. Die abgebildeten Gebäudeteile, die runden Fenster und eckigen Türen, werden dabei ihrer Funktion entfremdet. Sie sind einzig Form und Kompositionsteil. Nicht alle Bilder sind Neussel gelungen, aber die Idee ist sehr reizvoll. Christine Kollbach zeigt „Trier bei Nacht“. In einer Art Umkehrverfahren, das in seiner Wirkung an die Solarisation der analogen Fotografie erinnert, wird ihr Trier zum poetischen nächtlichen Lichtgeflecht, das in machen Aufnahmen geradezu südliches Flair hat. Von der Schönheit des scheinbar Hässlichen künden Jürgen Tribulls malerische „Alte Eisenbahnanlagen“. Monika Drägers „Baustelle“ signalisiert eindrücklich, dass in Trier heute auch immer gestern ist. Das bestätigt auch Wolfgang Raabs Schaufenster, in dem sich Karl Marx spiegelt. Eva Sonne – Krings hat „Markante Gebäude anders gesehen“. Interessant ist daran, dass sie gleich einer Grisaillen Malerei, der bunten Digi Bilderwelt die Farbe entzogen und sie auf ihre Graustufen reduziert hat. Die witzigste Arbeit hat Horst Heimbach mit einer Bildmontage geliefert. Während die Jeans seiner Touristen vor dem Dom noch am Boden haften, sind Geist und Kopf längst (um es mit Michelangelo zu sagen) gen Himmel gefahren.

„Trier Anders“ ist als Ansatz ausgesprochen sinnvoll und in jeder Hinsicht wert, fortgeführt zu werden. Wie sagt doch eine Teilnehmerin: „Wir sind ja immer noch dabei zu lernen“.

Arbeit „Baustelle“ von Monika Dräger in der Ausstellung „Trier anders“.
TV-Foto: Eva-Maria Reuther

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