18.03.2008
Jahresaustellung “Licht und Schatten”
Das Licht und seine Löcher
TRIER. (rm.) 52 Aufnahmen aus Triers italienischer Partnerstadt Ascoli Piceno zeigen Christine Kollbach, Frank Fox und Horst Heimbach in einer Gemeinschaftsausstellung in der Steipe. Die Vernissage ist heute, Freitag, 19.30 Uhr.
ede Menge Fotos voller Licht legt die Fotografische Gesellschaft Trier, die mittlerweile Mitglieder aus der ganzen Region hat, in ihrer Jahresausstellung 2007 vor. Die Schau zum Thema “Licht und Schatten” ist im Erdgeschoss des Evangelischen Elisabeth-Krankenhauses in Trier zu Gast. Fotografieren als Erkennen von Strukturen sei durchaus der ärztlichen Kunst verwandt, stellte der Ärztliche Direktor Holger Schwerdt zur Eröffnung fest.
Trier. (er) Das Thema ist nicht nur für Fotografen existenziell: “Wo viel Licht ist, ist viel Schatten”, erkennt der Volksmund frei nach Goethe. Wie immer wissen die Künstler mehr. “Durch Schatten offenbaren die Körper ihre Form” lehrt Leonardo da Vinci in seinem berühmten “Buch von der Malerei”. Was es mit dem Licht und den Löchern darin (nichts anderes ist der Schatten) auf sich hat, beschäftigt auch die Mitglieder der Fotografischen Gesellschaft Trier. Die Bedeutung von Licht und Schatten für die Entstehung der Wirklichkeit und ihrer Wahrnehmung ist Thema der aktuellen Jahresausstellung.
Wer durch die Bilderreihen geht, stellt fest: Es geht bergauf. Nicht nur dass sich diesmal 33 Teilnehmer (gegenüber 21 im Vorjahr) beteiligen. Die Zahl der eingereichten Arbeiten hat sich auch von 68 auf 102 deutlich erhöht. “Wir mussten auswählen”, wirbt Vorsitzender Klaus Meis um Verständnis. Sein Amt gibt der scheidende Vorstandschef gleichwohl beruhigt weiter: “Ich bin sicher, dass die Fotografische Gesellschaft inzwischen ein fester Bestandteil der Trierer Kulturszene ist.”
Der Schatten als andere Ebene des Sichtbaren
Naturgemäß scheint die Lichtspur auf dem herkömmlichen Material des Schwarz-Weiß- Films das erste Ausdrucksmittel der Wahl, wenn es um die Auseinandersetzung mit Licht und Schatten geht. Ein großer Teil der Fotografen legt denn auch Schwarz-Weiß-Arbeiten vor. Häufig handeln sie von Landschaften, Innenräumen und Bautenteilen. Manch einer hat den Schatten als Grundelement eines neuen Musters entdeckt, wozu sich traditionell der Rhythmus von Kreuzgängen (wie im Bild von Erwin Klasen) und gerasterten Gebäudeteilen anbietet. Den Schatten als andere Ebene des Sichtbaren hat Monika Dräger eindrucksvoll ins Bild gesetzt. Wie ein Zerrspiegel kehrt der Schattenwurf ihres Kruzifixes das augenscheinlich stille, in sich gekehrte Leiden des Gekreuzigten nach außen.
Lichtkünstler nutzen den bunten Schatten
Mit dem alten Thema des Schattens als Nachweis der materiellen Existenz (wer keinen Schatten werfen, sprich dem Licht nichts entgegenzusetzen hat, existiert nicht) befasst sich Klaus Meis humorvoll in seinem “Schattenmann”. Geradezu mystisch: Eva Repschlägers schwarz-weiße Lichtmalerei. In einigen Fotos werden Gegenlicht oder Spiegelung mit dem Thema gleichgesetzt. Einen ganz eigenen Reiz hat der “bunte” Schatten: Die Lichtkünstler der Trierer Gesellschaft legen als farbige Digitalprints eine Reihe von Beiträgen zum Schatten in der bunten Welt vor. Richard Krings verwandelt Licht, Himmel und die Formen von Windrädern und Hafenanlagen in bewegte abstrakte Bilder. Ein interessantes Schattenspiel in weiß auf weiß bietet Christoph Wendt. Ganz minimalistisch auch Wolfgang Raabs Schatten werfende Schaufeln im Sand. Praktisch als einziger hat sich Jürgen Tribull einer traditionellen Fotoaufgabe als Thema angenommen. Fast altmeisterlich kommt sein Porträt eines Mannes daher.
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